lyrics
Reflection on performing
Ich habe eine große Leidenschaft für Musik als Gesamterlebnis, wenn Performance durch Licht, Bühnenbild und Bewegung über ein normales Konzert hinausgeht. Wie es etwa die Talking Heads, Sufjan Stevens, Meredith Monk oder Anohni meisterhaft machen, das hat etwas Mystisches.
Als ich 16 war, hab ich zum ersten Mal einen Theaterkurs an der Sommerakademie Graz gemacht. Ich war damals eine schüchterne Musikschülerin, beflissen und gleichzeitig faul. Tonleitern waren nicht so die Erfüllung. Umso nervöser war ich vor Kursbeginn, ich sperrte mich im Klo ein, um bloß nicht mit den coolen Theatermenschen reden zu müssen.
Die folgenden 3 Wochen waren dann aber wirklich augenöffnend, zum ersten Mal hab ich gemerkt, wie Musik und Performance ineinander greifen.
Speziell eine Übung hat es mir angetan, Coach Michi O. Michaela Obertscheider nannte es die Geometrische. Dabei ging die Gruppe auf imaginären geometrischen Linien im Raum, blieb zwischendurch stehen, führte minimale Bewegungen und Interaktionen aus, alles zu einer treibenden Musik. Daraus ergaben sich interessante Konstellationen und Geschichten.
Die Musik hat dies vergrößert, und ich hab plötzlich begonnen, Musik anders wahrzunehmen. Ich begann mich für Dramaturgie zu interessieren, für Übergänge, Tempo, Tonarten, hab Mixtapes erstellt mit der optimalen Playlist für diese Übung.
Was mich besonders fasziniert hat war, dass es darum ging sich auf der Bühne zu spüren ohne hinzugucken. Das Resultat geht über das Gewöhnliche hinaus und hat etwas Erhebendes.
In diesem Sommer hab ich überhaupt begonnen, mich als Künstlerin zu begreifen, irgendwie ging’s los: ich hab die ersten „richtigen“ MusikerInnen getroffen, bei Jamsessions und Auftritten abseits der Musikschule mitgemacht.
Später, als ich dann an der Hochschule Gesang studierte, hat das Technische leider wieder Überhand genommen. Erst als ich mich von den Fesseln der Akademie befreit hab, konnte ich wieder das machen, was ich am liebsten mache. Ich kehrte wieder zurück zum Performativen, zum Austausch mit KünstlerInnen aus verschiedenen Disziplinen, zur Suche nach dieser Magie ohne Tricks, Poesie ohne Worte.
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